Grundthema des schmalen Buches ist die fehlenden Auseinandersetzung der Elterngeneration mit deren Schuld am Dritten Reich und mit den Konflikten, die hieraus mit den Nachgeborenen (stellvertretend zwischen dem Autor und seinem Vater) entstanden. Anlass ist das Nachdenken über den älteren, kaum gekannten Bruder, der sich freiwillig mit 18 Jahren zur Waffen-SS meldete und den Krieg mit Russland nicht überlebte.
Mir gefiel der sensible, nachdenkliche, aber klare Ton, den Uwe Timm hier anschlägt. Er unterzieht seiner Familie einer tief gehenden Analyse, schafft es aber trotz aller deutlichen Kritik, die kaum Raum für Entschuldigungen zulässt, auch Empathie und Trauer über diese missgeleiteten Menschen herüber zu bringen. Es ist ein Versuch, seinem Bruder und seinem Vater näher zu kommen, was ihm aber nicht gelingen kann. Mich hat es außerordentlich berührt und mir neue Anregungen zum Nachdenken über die eigenen Großeltern gegeben.