Ivo Andric: Die Brücke über die Drina

Dieser Klassiker von 1945 über die Geschichte von Visegrad, einer Grenzstadt zwischen Bosnien und Serbien, kann auch noch heute berühren. Es gibt zwar keine eigentliche Familienstory, dafür viele verschiedene Protagonisten, die für einige Zeit im Licht der Zeit mit ihren teils grausamen Schicksalen auftauchen und dann wieder verschwinden. Aber immer gibt es Zusammenhänge mit der wundervollen Brücke, die sich in den Herzen der Bewohner mal mehr, mal weniger verankert hat. Es lohnt sich.

dtv

Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren

Der österreichische Autor Wolf Haas (*1960) ist durch seine beliebten Brenner-Krimis bekannt geworden. Aber er kann auch Romane.. Von einem, den das Wetter nicht mehr loslässt und wie es dazu kam…. Wir sind gespannt…

@Cover – Hoffmann-und-Campe Verlag

Die Frauen von Algier – von Assia Djebar

„Die Erzählungen hauchen Delacroix’ entrückten, rätselhaften und vor allem stummen Frauengestalten Leben ein, sie setzen dem exotischen Blick des Fremden auf den femininen Teil des Orients eine weibliche und algerische Perspektive entgegen.“ Diese Beschreibung – ursprünglich aus der Berliner Zeitung – beschreiben gut meinen ersten Eindruck. Die algerische Schriftstellerin führt uns in die 70er Jahre ihrer Heimat zurück. Der Kampf gegen den Kolonialismus mischt sich mit den Hoffnungen der Frauen auf mehr Freiräume in ihrer Gesellschaft.

@ cover: Unionsverlag

Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt

Die aus Siebenbürgen stammende Autorin erhielt für diesen Roman allein fünf Literaturpreise – unglaublich! Es erzählt die Lebenswege von sieben Personen zwischen Banat und Deutschland, eingebettet in die Zeit zwischen dem Zusammenbruch der Nachkriegsordnung in Rumänien und Deutschland, den schwierigen Neufindungen, über Freundschaft, Sehnsucht, Illusionen und Glück, die dabei wichtig waren.
So hört sich für uns der berühmte Klappentext an.. mal sehen, was dahinter steckt..

@Klett Cotta

Robert Seethaler: Café ohne Namen

Eine Geschichte aus Wien, 60er Jahre. Ein junger, bescheidener Mann, oft sehr wortkarg, aber mit Herz, der sich den Traum eines eigenen Cafés erfüllt. Dort treffen sich Menschen aus der Umgebung zu Einspänner, Wiener Melange, Bier, Schnaps, kleinen Imbissen: Handwerker, Markthändler, einsame, lebhafte und traurige, junge und alte. Sie bringen ihre eigenen Sorgen und Nöte mit. Man erlebt Dramen, aber auch schöne Momente. Aber das Viertel ändert sich und es bleibt nichts wie es war…

Cover @claasen Verlag

JOSEPH CONRAD: Herz der Finsternis

Die kleine Erzählung hat es in sich. Sie führt uns in die Kolonialzeit, genauer gesagt in den Kongo, den sich das Königreich Belgien auf dem Berliner Kongress 1884 „überschreiben“ liess. Der polnisch-britische Autor Conrad bereiste das Land selbst und verarbeitete seine traumatischen Erlebnisse später in seinem berühmtesten Buch. Es eröffnen sich menschliche Abgründe, die uns heute noch erstarren lassen. Gleichzeitig scheint es – aus heutiger Sicht – wie eine Ahnung der kommenden Grauen des 20. Jahrhunderts. Daher erscheint die Verarbeitung des Vietnamkriegs in „Apokalypse Now“ in Anlehnung an dieses Werk nicht weit hergeholt.

Hier ein interessanter Link dazu: NDR Joseph Conrad Herz der Finsternis

@d
@Wikipedia Commons

Dörte Hansen: Zur See

Die Autorin, die uns bereits mit „Altes Land“ und „Mittagsstunde“ ins Herz geschrieben hat, hat jüngst nun den Roman „Zur See“ hervorgebracht. Die Story spielt wiederum im Norden und führt uns in das Leben der Familie Sander, die zwar zu den Alteingesessenen gehört, aber nichts destotrotz keineswegs mit sich im Reinen ist. Dörte Hansen ist selbst offensichtlich eng mit der Nordsee verbunden (geboren in Husum) und führt uns hinter die Kulissen der idyllischen Inselwelten, die Jahr für Jahr von großen Mengen Besuchern überrannt werden. Dabei hat man selbst eher selten die Gelegenheit einen Blick in das „wirkliche“ Inseldasein zu erhaschen.. Wir lassen uns gerne von einer Expertin einführen…

@ Cover: Penguin Random House Verlagsgruppe

Annie Ernaux – Erinnerung eines Mädchens

Die kürzlich mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnete Autorin bringt uns mit ihrem schmalen Büchlein zurück in die Zeit des eigenen Erwachens als Frau. Schonungslos seziert sie vor uns ihre Erinnerungen, schamerfüllt, leidend, aber auch trotzig beharrend gegen die Vorurteile ihrer Zeit, unsicher und doch mutig. Es ist kein unterhaltsames Werk, aber so manches gut Verdrängte kommt beim Lesen zum Vorschein. Das Schöne daran ist ja, dass man es heute besser einordnen kann…

Cover @ Suhrkamp Verlag

Untergetaucht

Es gab nicht viele Möglichkeiten für jüdische Menschen in Deutschland zwischen 1933-1945. Wer über das notwendige Geld oder auch Beziehungen zu Hilfsorganisationen verfügte, verließ das Land rechtzeitig. Wem das nicht zur Verfügung stand, sowie auch einem großen Teil der älteren Generation, der wurde Opfer der brutalen Ideologie. Die Betroffenen wurden nach minutiöser Angabe ihres Vermögens davon rechtssicher „befreit“, hatten zuvor noch ihre eigenen „Fahrkarten“ kaufen müssen, um dann nach genau durchstrukturiertem Ablaufplan in den Osten „evakuiert“ zu werden. Und doch gab es für einige wenige auch einen dritten Weg, nämlich mit viel Glück und der Unterstützung von vielen Helfern, im Untergrund zu überleben. Davon erzählt uns die Geschichte von Maria Jalowics Simon.

@Fischer Verlag

Mein Herz so weiß

Javier Marias war ein spanischer Autor. Er entstammte der Oberschicht, wurde 1951 geboren und begann bereits mit 11 Jahren zu schreiben. In seinen Studienjahren war Javier Marias im linksradikalen Milieu aktiv, später engagierte er sich sehr für notleidende Kollegen in Krisengebieten. Für den 1996 erschienen Roman erhielt er viel Anerkennung, u.a. den Nelly-Sachs-Literaturpreis. 2022 starb er an den Folgen von Corona.

In seinem Roman beschreibt Javier Marias die Verdrängung unangenehmer Wahrheiten und die Konsequenzen, die damit verbunden sein können. Sein Stil und die Eleganz seiner Worte wird hochgelobt. Wir sind ihm bisher noch nicht begegnet und deshalb um so neugieriger.

@FischerVerlag