Es gab immer wieder Empfehlungen für Werke der amerikanischen Autorin (geb. 1941). Für ihre Bücher erhielt sie u.a. den begehrten Pulitzer-Preis. Ein Grund mehr für uns, sich mit ihrer Schreibkunst bekannt zu machen. Die Entscheidung fiel auf „Atemübungen“. Thematisiert werden Erfahrungen – sicherlich jeglicher Art- einer langjährigen Ehe. Im Mittelpunkt steht das Paar Maggie und Ira, die eine längere Autoreise zu einer Beerdigung antreten. Wir sind gespannt…
In Gedenken Amos Oz
Anlässlich des Todes von Amos Oz wurde beschlossen, ein Buch dieses bedeutenden israelischen Autors zu lesen. Da wir uns aber nicht auf eines seiner vielen Werke einigen konnten, bleibt jedem überlassen, sich für eines der beiden aufgeführten Bücher zu entscheiden:
„Geschichten aus Tel Ilan„: der Autor beschreibt mit dem Blick seiner 70 jährigen Lebenserfahrung seine Heimat Israel anhand von Geschichten, die in diesem fiktiven Dorf spielen
„Ein anderer Ort„: ein Einblick in das Leben eines Kibbuzes mit seinen inneren Widersprüchen, die die Gesellschaft Israels widerspiegeln und seinen Konflikten mit der Außenwelt
Amos Oz wurd als Amos Klausner am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren und starb am 28. Dezember 2018 in Tel-Aviv.
@Suhrkamp Verlag

Ungeduld des Herzens
Nach vielen Neuerscheinungen greifen wir nun auf einen Klassiker des Österreichers Stefan Zweig zurück. Das Buch erschien 1939. Inwiefern das Zeitgeschehen eine Rolle spielte, könnte man diskutieren. Das Thema ist aus meiner Sicht aber ein zutiefst moralisches: was ist Mitleid oder was sollte es sein oder wie gehe ich mit Situationen um, in denen ich Mitleid empfinde .. ganz schön schwierig..


Das achte Leben
Georgien – ein fernes, exotisch klingendes Land. Natürlich wissen wir noch, dass es früher zur Sowjetunion gehörte und es georgischen Tee gab. Was noch? Eher wenig, abgesehen von Schewardnadse … Nino Haratischwili macht uns mit ihrem Band „Das achte Leben“ ausführlichst mit georgischer Geschichte und dem Leben einer Familie bekannt. Oft sehr bestürzend, wunderbar erzählt und zutiefst anrührend. Ein Gewinn! Ach wie gerne wir von der geheimnisvollen Schokolade kosten würden…
Vom Ende der Einsamkeit
Der Werk des sehr jungen Autors Benedict Wells kann man wohl als moderne Variante eines Entwicklungsromans beschreiben.
Die Schicksalsschläge und Traumen, mit denen sich der Protagonist Jules über viele Jahre auseinandersetzen muss, sind schon gewaltig. Berührend wie sich letztlich die Geschwister trotz unterschiedlicher Wege und Verarbeitungsstrategien wiederfinden und sich Halt geben.
Was vom Tage übrigblieb
Der Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro führt uns tief zurück in britische Zeiten als das Empire noch voller Stolz war und man sich in den Adelskreisen noch ewige Angestellte leisteten. Ganz oben in der Hierarchie der Untergebenen in den Manors Houses, Palaces and Castles stand der Butler. Er kümmerte sich unablässig um Aufrechterhaltung des standesgemäßen Lebensstils seiner Herrschaft. Wie weit die Verinnerlichung dieser Weltbeschauung und die dazu notwendige Selbstverleugnung gehen kann, ist in diesem kleinen Roman nachzulesen. Verfilmt wurde er auch schon…
William Boyd – RUHELOS
Diesmal lesen wir tatsächlich mal zusammen einen Krimi! Wer hätte das gedacht? Das Thema ist beunruhigend: Was geschähe, wenn sich plötzlich herausstellte, dass die eigene Mutter eine „Schläferin“ ist? Übrigens eines der schon häufig verfilmten amerikanischen Lieblingssujets.. gab es da nicht einen Film mit Pierre Brosnan???? Geheimnisse aus dem Kalten Krieg also diesmal. Lassen wir uns überraschen…


Sieben Sprünge vom Rand der Welt
Was es bedeutet, seine Heimat zu verlieren …. selbst wenn man sie selbst nie gesehen hat. Traumata durch Krieg und Flucht, leider immer genauso aktuell wie 1945, die in vielen Fällen auch noch nachfolgende Generationen belasten. Das ist Thema des Romans der in München lebenden Autorin Ulrike Draesner. Beschrieben werden Lebenswege einer schlesischen und einer polnischen Familie. Mir gefällt, dass nach dem Roman der polnischen Schriftstellerin Joana Bator, der uns etwas über die Nachkriegszeit in Polen erzählte, nun auch eine Deutsche diesen Aspekt mit eingearbeitet hat.
Dominik Butzmann/laif
Fotocredit: Dominik Butzmann/laif
Christoph Hein: Glückskind mit Vater
Die Beziehung von Vater und Sohn steht im Mittelpunkt des Romans von Christoph Hein. Und natürlich ist diese Beschreibung viel zu kurz gegriffen, denn natürlich geht es um viel weitreichendere Fragen. 1945 ist die männliche Hauptfigur geboren und trägt zugleich exemplarisch wie auch beispiellos schwer am Gepäck des Vaters. Bis in die heutige Zeit reicht die Darstellung des Lebensweges. Wir dürfen gespannt sein und ahnen zugleich, dass es schwer, vielleicht unmöglich ist, sich vom Vater zu emanzipieren, von den kriegsverbrecherischen Taten der Elterngeneration.


Deborah Feldman: Unorthodox
Die bewundernswert mutige Autorin lebt derzeit mit Sohn in Berlin. Sie erzählt uns von ihrem Aufwachsen in einer orthodoxen Gemeinde in Williamsburg, im New Yorker Stadtteil Brooklyn, die sich mit ihrem Namen Satmar auf ihre Herkunft aus der ungarischen Stadt Satu Maru bezieht. Ihre Verarbeitung des Holocausts führte zu einer noch strengeren Lebensform. Sie soll weniger sündig sein und gleichzeitig Rache an Hitler nehmen, in dem sie sich stark vermehren. Die strenge Isolation nach außen und die vielen Einschränkungen, denen die Aufwachsenden ausgesetzt sind – für uns Leser schwer auszuhalten. Erstaunlicherweise kann man aber in der Lebensbeschreibung der chassidischen Jüdin, neben aller Kritik und Abgrenzung, keine Verteufelung dieser Lebensart finden. Weil sie etwas weiß von den Ursachen und den Traumata und weil sie ihre Familie verloren hat.

