Der Titel, der sich auf den berühmten Beatles-Song bezieht, wurde sicherlich in diesem Sinn gewählt: die Geschichte handelt von der sehr zurückgezogen lebenden Liz Dunns. Aber erstaunlicherweise kommt es immer wieder zu überraschenden Einbrüchen in ihre Einsamkeit. Erst taucht der totkranke, aber lebenslustige und liebenswürdige Sohn Jeremy auf, später dann der Vater des Jungen. Eine ziemlich turbulente Geschichte.
Marianne Fredriksson: Hannas Töchter
Es ist schon ziemlich lange her, dass wir dieses Buch gelesen haben. Soweit ich mich erinnere, hat es allen gut gefallen. Marianne Fredriksson zeigt uns anhand der Schicksale von Hanna und ihren Töchtern die engen Verknüpfungen von Norwegern und Schweden während des vergangenen Jahrhunderts und die Rolle der Frauen in dieser Zeit.
Monika Maron: Stille Zeile 6
Dieses Buch war uns eine schwere Kost. Im Mittelpunkt steht Rosalind Polkowski, die in der DDR aufgewachsen ist und auch ihr bisheriges Berufslebens dort verlebt hat. Es gibt mehrere Erzählstränge. Ein wesentlicher behandelt ihre Erinnerungen an die Auseinandersetzung mit ihrem gefühlskalten Vater, einem staatstreuen Schuldirektor. Der zweite wichtige Bereich beschreibt die Begegnung mit einem ehemaligen Staatsfunktionär, der mit ihrer Hilfe seine Memoiren schreiben möchte. Sie gerät in heftige Konflikte, weil sie die Verlogenheit der stalinistischen Nomenklatura nicht erträgt.
@Cover: S.Fischer
Alice Munro: Kleine Aussichten
Wir lasen diesen einzigen Roman der kanadischen Schriftstellerin Alice Munro auf Empfehlung unserer damaligen Mitleserin Manuela, die inzwischen selbst in Kanada ihre Zelte aufgeschlagen hat. Das Buch bringt uns das junge Mädchen Della Jordan nahe, die in den vierziger Jahren in einer Kleinstadt aufwächst. Sie muss feststellen, dass die Aussichten für Mädchen sich offenbar im Warten auf die ersehnte Heirat und die Gründung einer Familie erschöpfen. Della Jordan spürt, dass ihr das zu wenig ist. Ein berührendes Buch, denn Alice Munro fühlt sich meisterhaft in die Gefühlswelt der Jugendlichen ein.
Siri Hustvedt: Die unsichtbare Frau
Der Band enthält mehrere Geschichten, die sich alle um das Leben der New Yorker Studentin Iris Vegan ranken. So richtig warm bin ich damit nicht geworden. Es schien mir oft sehr verworren und daher auch kaum noch im meiner Erinnerung. Aber immerhin: wir sind dadurch auf die amerikanische Schriftstellerin aufmerksam geworden und damit auf den wunderbaren Roman „Was ich liebte“…
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt
Der Autor beschreibt das Leben zweier Genies – Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß – auf unterhaltsame, manchmal auch befremdliche Weise. Ich finde ja, es ist schon ein Verdienst an sich, an diese beiden wichtigen Wissenschaftler aus längst vergangenen Tagen zu erinnern. Ob sie tatsächlich solche Käutze waren ?
Christoph Hein: Frau Paula Trousseau
Ich glaube mich zu erinnern, dass jeder von uns auf seine Weise mit „Frau Paula Trousseau“ rang. Die Beschreibung eines Künstlerdaseins in der DDR liess ein stückweit die sogenannten „Kämpfe unserer Zeit“ ahnen, die man auszufechten hatte, wenn man sich damals nicht der offiziellen Kunstdoktrin unterwerfen wollte und seinen eigenen Weg gehen wollte und musste. Wir konnten für manche Entscheidungen Paulas Erklärungen ahnen, für andere nicht. So blieb es eine etwas rätselhafte Person, die nicht immer unsere Sympathie fand, aber zur Diskussion einlud.
Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon
Dieser Roman hat wohl in uns allen eine Sehnsucht nach der geheimnisvollen fernen Stadt Lissabon geweckt. Die vornehmen alten Stadtviertel, der Abglanz des Reichtums aus Kolonialzeiten, der Katholizismus, der Arzt Amadeu de Prado, die Zeit der Salazar-Diktatur, der Lehrer Raimund Gregorius, der sich selbst – offenbar urplötzlich – aus dem Alltag reißt und in den Zug steigt … Wir haben eine Weile darüber gestritten, ob sich Amadeu richtig verhielt oder nicht, als er einem verhassten Folterknecht half. Eine interessante Figur, die nie „erlöst“ wurde, vielleicht weil sie nie die Gelegenheit suchte oder bekam, ihre Motive anderen zu erklären…
Carson McCullers: Das Herz ist ein einsamer Jäger
Auch wenn es schon einige Zeit her ist – dieses Buch ist mir in guter Erinnerung geblieben. Die einfühlsame Beschreibung verschiedener Protagonisten einer nordamerikanischen Kleinstadt der 30er Jahre: das Mädchen Mick, die heimlich der Musik der Nachbarn lauscht, der taubstumme John Singer, der schwarze Arzt Copeland und der weiße Arbeiter Jake Blount, die beide an den Kommunismus glauben, sich über den Weg dahin aber nicht einig werden, Micks siebenjähriger Bruder Bubber, der das Mädchen Baby anschießt und damit seine Familie in finanzielle Nöte bringt… Jeder leidet auf seine Weise unter den Verhältnissen seiner Zeit und sich – stumm oder auch agressiv, manchmal verzweifelt und trostlos. Der Titel drückt es sehr gut aus.
@Diogenes
Marlen Haushofer: Die Wand
Die einprägsamen Schilderungen der schweren Arbeit im Wald hinter der gläsernen Wand, der liebevolle Umgang mit den Katzen, Rindviechern und dem Hund und die Ablehnung menschlicher Einmischung in das Leben der Erzählerin waren Grund genug für eine längere Diskussion. Die merkwürdige Atmosphäre, die Marlen Haushofer so genial mit einfachen Worten erzeugt hat, vergisst man nicht so schnell…