Jochen Schmidts Schneckenmühle

Unter diesem Titel verbirgt sich eine – wie man hört – sehr unterhaltsame Geschichte über Jugendliche während der „Wendezeit“. Der Protagonist Jens wird 14 und fährt zum letzten Mal ins sächsische Ferienlager Schneckenmühle…. Die Begegnungen mit dem anderen Geschlecht und die politischen Aufregungen im Sommer 89 bringen allerlei Turbulenzen mit sich….

Ein leichtes Sommervergnügen ohne das es leichtgewichtig ist. So Gründe und Hoffnung bei der  Wahl dieses Romans.

Vielleicht auch dazu geeignet, dass die eine oder andere von uns in Erinnerungen an ihre Ferienlagerzeit schwelgt

Geschrieben hat das Werk Jochen Schmidt, ein junger Berliner Autor, der durch sein wöchentliches Auftreten in der „Chaussee der Enthusiasten“ – was für ein wunderbarer Titel –  bekannt geworden ist…

@C.H.Beck
@Elke Wetzig/CC BY-SA 4.0

Julia Franck: Rücken an Rücken

Die Rezensionen sprechen von einem „radikal subjektiven“ Buch: zu viele Extremsituationen, auch Schwülstigkeit werden beklagt, zu spröde und distanziert seien die Lebenswege einer Künstler“familie“ in den 50er Jahren in der DDR von der Autorin beschrieben. Wir wollen uns trotzdem darauf einlassen, u.a. auch wegen des lokalen Bezugs zur Bildhauerin Ingeborg Hunzinger, die viele Jahrzehnte in Berlin-Rahnsdorf lebte und erst kürzlich verstarb. Sie war den Ost-Berliner Künstlerkreisen, aber auch dem breiteren Berliner Publikum durch zahlreiche Skulpturen in Parks und auf Plätzen, durchaus bekannt. Vielleicht ist dem einen oder anderen von uns „Die Erde“ im Monbijou Park schon einmal ins Auge gefallen.  Von der jüngeren Künstlergeneration wurde sie  – auch als Lehrende an der Kunsthochschule Weißensee – geschätzt . Die Autorin verarbeitet in ihrem Roman Erinnerungen an ihre Großmutter und spart nicht mit Kritik am erlebten Familienleben…  Ein interessanter Rückblick in die verschwundene DDR mit den damals allgegenwärtigen politischen Ansprüchen der Genossen, die auch deren Familien nicht ungeschoren ließen…

Hier ein Link zu einer Biografie der Bildhauerin von Christel Wollmann-Fiedler:

http://www.wollmann-fiedler.de/files/buecher/BuchHunzinger.htm

@S.FischerVerlag
@Lesekreis: Eigenes Werk

Die Glasglocke von Sylvia Plath

Die US-amerikanische Autorin war eine bedeutende Lyrikerin, schrieb auch Kurzgeschichten und einen einzigen Roman – „Die Glasglocke“.  Ihren Namen habe ich vor vielen Jahren in einem Buch über bedeutende Schriftstellerinnen unseres Jahrhunderts das erste Mal entdeckt. Offenbar  avancierte ihr Roman bald zum Kult, beschreibt er doch wie kein Buch zuvor die Stimmungslage junger Frauen, ihre Zerrissenheit angesichts gesellschaftlicher Anforderungen. Sie hat darin teilweise wohl auch autobiografische Themen verarbeitet, litt sie doch seit Jahren an Depressionen. Vier Wochen nach der Veröffentlichung nahm sich die Autorin das Leben.

Ich bin sehr gespannt, ob das Buch  uns heute noch Anregungen geben kann.

@Suhrkamp
@Giovanni Giovannetti/Grazia Neri 

Ursula Krechel: Das Landgericht

Ein Roman, der uns in die Nachkriegszeit Deutschlands führt. Der Berliner Richter Richard Kornitzer kehrt 1947 aus dem Exil Kuba zu seiner Frau zurück. Das jüdisch-deutsche Ehepaar versucht nach 10jähriger Trennung einen Neuanfang so wie viele andere in Deutschland. Nur die Motive der großen schweigenden Menge sind mehrheitlich sehr verschieden von denen der Protagonisten. Die schmerzlichen Erfahrungen des Verstoßenen und der unter dem Riss leidenden Familienmitglieder lassen sich kaum vermitteln geschweige denn heilen.

Die Thematik beruht auf einer wahren Geschichte und wird mit sehr viel Empathie und Behutsamkeit geschildert. So kann sich der Leser sehr gut in die Gefühlswelt und die gesellschaftlichen Umstände dieser Zeit einfühlen – für uns Nachgeborene sehr wertvoll.

Die Autorin wurde für ihre Werk 2012 mit den Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Eine Entdeckung!

Jung & Jung
@Alexander Paul Englert

Lionel Shriver – Wir müssen über Kevin reden

Die amerikanische Autorin, Jahrgang 1957, setzt sich mit dem Thema „Amoklauf an Schulen“ auseinander. Im Mittelpunkt steht die Mutter von Kevin, die  auf der Suche nach den Ursachen ihre Rolle als Mutter untersucht und auf den Prüfstein stellt. Das Buch soll Debatten in den USA und Großbritannien ausgelöst haben. Leider gab es auch hierzulande schon Amokläufe, auch wenn man es gerne verdrängt. Stellen wir uns also unseren Ängsten…

@ Piper
@Tony Sarowitz/CC BY-SA 4.0

Louis Begley – Ehrensachen

Ein Roman über Männerfreundschaft in den 50er Jahren, USA, Harvard – ein Thema, zu dem wir auf Anhieb sicherlich nichts Substantielles zu sagen haben. Ein fernes Land, eine ferne Zeit… Aber wie ich unsere Runde kenne, werden sich alle auf das Wagnis einlassen 🙂 Wer weiß, ob sich nicht doch etwas finden lässt, was uns selbst auch angeht.

Louis Begley stammt aus Polen, ist jüdischer Herkunft und hat knapp die Schreckensjahre überlebt. Später ging die Familie in die USA. Begley studierte Jura und Englische Literatur. Er arbeitet in erster Linie als Anwalt und fing erst spät mit dem Schreiben an. (Übrigens wurde sein Roman „Schmidt“ mit Jack Nicholson unter dem Titel „About Schmidt“ verfilmt.)

Hier wunderbarer Weise nun doch noch ein Bild 🙂

 

@Suhrkamp
@Louis Begley

Adriana Altaras – Titos Brille

Ihr könntet die Schauspielerin Adriana Altaras aus „Alles auf Zucker“ kennen. Sie hat das Westberliner „Theater Zum Westlichen Stadthirschen“ mitbegründet und die „Vagina-Monologe“ in der Neuköllner Oper inszeniert. Offenbar eine vielseitig begabte Persönlichkeit. Hier nun die Geschichte ihrer Familie mit all ihren Irrungen und Verwirrungen in „Titos Brille„.
Sylvia hat es schlau eingefädelt, so dass – hoffentlich – bereits alle mit dem Buch versorgt sind :-).
Ein gutes Sommerbuch!

 

@ Kiepenheuer & Witsch

Boualem Sansal: Das Dorf der Deutschen

Der algerische Schriftsteller, Jahrgang 1948, wurde 2011 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Seine schriftstellerische Laufbahn begann er erst 1999. Sie führte überraschend schnell zu internationaler Anerkennung, insbesondere in Frankreich. Er lebt bis heute in seiner Heimat, trotzdem er nach den ersten Veröffentlichungen seinen Job in einem Ministerium verlor und seine Werke in Algerien nicht gedruckt werden.

Der Roman „Das Dorf der Deutschen“ verwebt anhand einer algerisch-deutschen Familie Geschichtsstränge aus dem islamischen und dem europäischen Kulturkreis. Es zeigt sich, dass die Grausamkeiten des 20.Jahrhunderts bis heute auch Auswirkungen auf die angeblich so weit von uns Europäern entfernte und fremdartige, arabische Welt mit ihrer gegenwärtigen Problematik haben.

@Creative Commons CC0 1.0 Lesekreis

Eugen Ruge – In Zeiten des abnehmenden Lichtes

Dieser interessante Roman, für den der  Autor mit dem Deutschen Buchpreis 2011 ausgezeichnet wurde, führt uns anhand seiner eigenen Familiengeschichte in die turbulenten Zeitgeschehnisse des vorigen Jahrhunderts. Die Jury des Deutschen Buchpreises dazu: „Eugen Ruge spiegelt ostdeutsche Geschichte in einem Familienroman. Es gelingt ihm, die Erfahrungen von vier Generationen über fünfzig Jahre hinweg in einer dramaturgisch raffinierten Komposition zu bändigen. Sein Buch erzählt von der Utopie des Sozialismus, dem Preis, den sie dem Einzelnen abverlangt, und ihrem allmählichen Verlöschen. Zugleich zeichnet sich sein Roman durch große Unterhaltsamkeit und einen starken Sinn für Komik aus.“

@rowohlt

Gestern war heute – Ingeborg Drewitz

Der Berliner Autorin, 1923 in Friedenau geboren, 1986 in Zehlendorf verstorben, war es  Zeit ihres Lebens ein wichtiges Anliegen, Stellung und Rolle der Frau in der Gesellschaft, so wie sie es mit- und erlebte, literarisch zu verarbeiten. Der Roman „Gestern war heute“ zählt zu ihren erfolgreichsten Werken. Bin gespannt, inwiefern ihre Sicht für uns heute noch Bedeutung hat…..

ADN-ZB/Senft/13.12.81 Berlin: Die „Berliner Begegnung zur Friedensförderung“ wurde in der DDR-Hauptstadt eröffnet. An dem zweitägigen Treffen nehmen auf Einladung des DDR-Schriftstellers Stephan Hermlin rund 100 Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler aus beiden deutschen Staaten sowie aus weiteren europäischen Ländern und aus Westberlin teil. Unter ihnen sind Prof. Jürgen Kuczynski, Hermann Kant, Stephan Hermlin, Bernt Engelmann (BRD) und Ingeborg Drewitz (Westberlin).-v.l.n.r.